Da ich mich Moment im Erasmus-Modus befinde und viiieel Freizeit habe, kam mir die Idee, euch von einem meiner Sommer-Erlebnisse zu berichten…
O-Ringen 2010
Am Dienstag, dem 20. Juli machten Anne, Elena und ich uns auf eine 20-tägige Zugreise Richtung Norden. Teil dieser Reise war auch die Teilnahme an den diesjährigen O-Ringen in Örebro, einer schwedischen Stadt 200 km westlich von Stockholm. Über Hamburg (Kurzbesuch der Reeperbahn) und Kopenhagen (u. a. Stadtbesichtigung per Boot, aber auch nächtlicher Ausflug auf Schweizer Klapprädern) sind wir dann 2 Tage vor Wettkampfbeginn in Örebro angekommen. Für uns Rucksacktouristen war der Fußmarsch vom Bahnhof bis zum O-Ringenzentrum ganz schön anstrengend, man trägt ja nicht alle Tage 15-20 kg auf dem Rücken spazieren…
Wir hatten jeder ein Bett in einem 8-Bettzimmer mit Frühstück gebucht. Die Lage des Zimmers war ideal, mitten in der "Oringenstadt", wir schliefen nur einige Meter vom eigens für diese Veranstaltung in einem Zelt aufgebautem Supermarkt entfernt. Außerdem befand sich ganz nah auch das große TeamSportia Zelt, in dem man vom Fahrradhelm bis hin zu kompletter Campingausrüstung alles kaufen konnte, was man in irgendeiner Weise zum Überleben dieser Abenteuerwoche nötig gehabt hätte.
Beim Beziehen unseres Zimmers konnten wir uns unser Bett noch aussuchen, da unsere Zimmergenossinnen erst einen Tag später eintreffen sollten. Nachdem wir es uns häuslich eingerichtet hatten, fielen wir alle 3 schon um halb 10 in einen tiefen und festen Schlaf, um morgens um 10 Uhr erholt von der Sonne geweckt zu werden. (Diese 12 Stunden Schlaf hatten wir dringen nötig, da dieser in Kopenhagen wegen spontaner nächtlichen Ausflüge etwas zu kurz gekommen war
).
Samstag, der 24. Juli 2010
Samstagmorgen trafen wir uns mit Michael, der glücklicherweise auch nach Schweden gereist war und einen Teil unseres Gepäcks mitgebracht hatte. Anschlieβend haben wir uns unsere geliehenen Militärräder geschnappt und sind zum nächstgelegenen Trainingswald gefahren. Das Gelände war nicht allzu aufregend, doch es tat gut, ein wenig zu joggen und noch mal Karte und Kompass in der Hand zu haben. Außerdem war dies die Gelegenheit, um Elena einen kleinen OL-Crashkurs zu geben. Schließlich wollte sie während der O-ringenwoche nicht nur zuschauen!
Nachmittags wurden wir von unseren nun doch gelandeten Zimmergenossinnen überrascht: da diese zu viert für ein komplettes 8-Bettzimmer bezahlt hatten, um unter sich zu bleiben, musste wir unsere Koffer (äh, Rucksäcke) packen. Einerseits ein recht ärgerlicher Zwischenfall, da wir uns gut in unserem Zimmer eingelebt hatten, andererseits hätte uns nichts Besseres passieren können, so bekamen wir nämlich ein riesiges Zimmer, nur für uns 3 alleine, Luxus pur!
Wegen dem Umzug verpassten wir leider die Eröffnungszeremonie in Örebro.
Sonntag, der 25. Juli 2010
Nun war es soweit: die erste Etappe stand an. Wir mussten relativ früh aufstehen, da der Etappenort ziemlich weit vom Oringenzentrum entfernt war. Und bis zum Start war es dann auch noch ein gutes Stückchen. Der wolkenverhangene Himmel stimmte uns nicht gerade euphorisch, als wir uns auf unsere Räder schwangen um zur Bushaltestelle zu fahren. Gerade in der Zielarena angekommen, fing es auch schon an zu regnen. So bauten wir in Windeseile unser kleines Zeltchen auf und kauerten uns darin, bis es Zeit war zum Start zu gehen.
Meinen Lauf würde ich als "so lala" beschreiben. Der Wald war wunderschön, und doch hätte ich einige Stellen lieber etwas zügiger passiert.
Ich merkte, dass ich schon lange nicht mehr in solch schwierigem skandinavischen Gelände gelaufen war. Bereits den ersten Posten verpasste ich. (Die Karten könnt ihr auf
http://www.obasen.nu/runoway/runoway.php?version=4 abrufen, ich bin in der Kategorie D20 E gelaufen) Der Rest der Strecke war OK, jedoch zögerte ich immer wieder, und zu guter Letzt verlor ich dann noch mal total den Kartenkontakt und landete bei Posten 9 statt bei Posten 8. Trotz allem lief ich glücklich ins Ziel, das Gelände hatte mir super gefallen, an einigen Stellen gab es sehr viele Steine und Felsen, dort war das Orientieren eine richtige Herausforderung, aber da der Wald hauptsächlich weiß war, konnte man zwischen diesen detailreichen Stellen relativ schnell laufen. Mit meinem Resultat (77. von 113 Läuferinnen, 25 min hinter der Siegerin) war ich jedoch nicht zufrieden, aber ok, für den Lauf hatte ich nicht mehr verdient.
Montag, der 26. Juli
Heute stand eine Mitteldistanz auf dem Programm. Und die Veranstalter hatten wirklich einen Leckerbissen für uns parat: die ersten 5 Posten durften wir einem Gelände voller Relief, Steine, Felsen, kleiner Sümpfe usw. anlaufen. Hier war totale Konzentration gefragt. Mir ist es auf diesem Teil der Strecke ziemlich gut ergangen (abgesehen von einen Sturz auf einen Stein, der meinen linken Oberschenkel ziemlich in Mitleidenschaft gezogen hat). Leider machte ich dann im leichteren Schlussteil 2 dumme Fehler. An diesem Tag wurde ich 61. und konnte somit im Gesamtergebnis einige Plätze gutmachen. Zufrieden war ich jedoch noch immer nicht, ich hatte mir schon einen Platz in der ersten Hälfte erträumt…
Dienstag, der 27. Juli
Kleiner Freudenschrei nach kurzem Blick aus dem Fenster: endlich, die Sonne war wieder da!
Um einiges motivierter machten wir uns auf zur Zielarena. Beim Warmlaufen machte mir machte mein linker Oberschenkel, den ein (relativ ordentlicher) blauer Fleck (Durchmesser circa 10 cm) zierte, noch ein bisschen Sorgen. Nach der kurzen Mitteldistanz hatten wir heute wieder 7.5 km zu bewältigen. Nach einem kurzen Blick auf der Karte war mir klar, dass das keine einfache Sache werden würde, auch heute gab es wieder reichlich Steine und Felsen zu bezwingen.
Es war tatsächlich nicht einfach, doch ich hatte einen Riesenspaß: auf der gesamten Strecke wusste ich fast immer ganz genau, wo ich mich befand, nie verlor ich den Kartenkontakt. Aber dann kam der 11. Posten, und hier nahm der Spaß dann auch ein Ende.
Ich fand so manchen Posten in diesem kniffligen Hang, aber leider nicht meinen. Im Ziel angekommen, war ich dann doch zufrieden darüber, dass ich den größten Teil dieser ziemlich schwierigen Stecke ganz gut gemeistert hatte. Resultatmäßig war ich etwas enttäuscht: ich landete auf den 72. Platz, 27 (!) min hinter Ida Bobach. Es ist einfach Wahnsinn, in was für einem Tempo die Skandinavier durch dieses Gelände rennen.
Abends gingen wir dann den ganz Groβen beim Rennen zuschauen. Für Simone und Co stand heute nämlich ein Stadtsprint in Örebro an. Die Sonne strahlte, und alle OL-Fans hatten sich auf einer Parkwiese versammelt, um auf der Leinwand den Sprint hautnah mitzuerleben. Start befand sich ganz nah beim Ziel, der Zielposten stand auf der Bühne: hier waren wir mittendrin statt nur dabei.
Mittwoch, 28. Juli
Am Ruhetag radelten wir zum See und genossen das schöne Wetter.
Donnerstag, 29. Juli
Schon auf unserem Weg zum Bus regnete es in Strömen. Somit war unsere Motivation eher gedämpft. Da wir aber unsere Lehre aus dem verregneten ersten Tag gezogen hatten, kämpften wir gegen das Nass an: Wir bastelten uns Kleider aus Müllsäcken, steckten unsere Wechselkleidung auch zuerst in Müllsäcke bevor wie sie in den Laufrucksack packten und zogen mit Flipflops und Crocks zur Zielwiese, um nicht schon auf dem Hinweg zum Etappenort komplett durchnässt zu werden. All die Mühe hatten sich dann doch gelohnt: Heute hatte ich einen super Lauf. Das Gelände war diesmal anders als das der 3 ersten Etappen. Natürlich mussten wir noch durch so manchen Sumpf, und auch begegneten wir hier und da einem Stein, doch die Felsen waren viel dünner gesät, das Gelände war nicht so ruppig wie an den Vortagen. Im Großen und Ganzen ähnelte das Gelände Flandern, denn die Äquidistanz war auch nur 2.5 m. Alles klappte wie am Schnürchen, die Posten standen genau da, wo ich sie vermutete, und auch vom Laufen her kam ich anfangs ganz gut voran. Leider macht mir auf den letzten Kilometern meine Achillessehne am Rechten Fuβ etwas zu schaffen. Und doch war ich heute sehr zufrieden als ich mich in der Resultatliste auf den 27. Platz wieder fand! Auf die Junioren-Weltmeisterin Ida Bobach hatte ich auf der 7,5 km langen Strecke „nur“ 9 min verloren.
Freitag 30. Juli
Sonne! Zum Glück, heute mussten wir nämlich mit den Rädern zur Zielarena fahren, und es wäre nicht so prickelnd gewesen, wenn wir schon vor unserem Start pitschenass gewesen wären. Heute war schon der letzte Tag! Und ich denke, das war auch gut so, meine Beine fühlten sich ziemlich müde an. Auβerdem ziepte meine Achillessehne nun schon auf dem Weg zum Start bei jedem Schritt. (Die anderen Tage hatte sie sich nur kurz vor dem Ziel gemeldet…) Nach dem guten Resultat vom Vortag wollte ich aber unbedingt auch den letzten Lauf hinter mich bringen, und so ging ich doch an den Start. Vom Technischen her war es heute nicht zu schwer. Ich lief die 3 ersten Posten an, doch da die Schmerzen in meinem Fuβ immer stärker wurden, beschloss ich aufzugeben.
Auch wenn dieser abgebrochene Lauf nicht gerade der perfekte Abschluss dieses 5-Tage-Laufs war, wird diese Woche in Örebro ein unvergessliches Erlebnis bleiben. Ich habe es sehr genossen, durch den skandinavischen Wald zu laufen, an den Felsen rauf und wieder runter zu klettern, durch Sümpfe zu waten und über Steinfelder zu balancieren.